Beim Lipödem handelt es sich um ein Krankheitsbild, welches im internationalen Verschlüsselungscode ICD-10 mit der Kennung R60.9 als „nicht näher bezeichnetes Ödem“ erfasst ist. Von einem Ödem spricht der Mediziner bei einer Schwellung des Gewebes, der die Einlagerung von Flüssigkeit zugrunde liegt. Ödeme können an allen Stellen des menschlichen Körpers auftreten und gehen mit einer starken Verformung sowie einer hohen Beanspruchung des Bindegewebes und der Haut einher. Die Ursachen für Ödeme reichen von der venösen Abflussstörung über Leberzirrhose bis hin zu einer Niereninsuffizienz. Diverse Medikamente, ein Befall mit dem Parvovirus B19 sowie Hormonstörungen tragen ebenfalls zur Entstehung von Ödemen bei.
In der Allgemeinheit wird das Lipödem häufig als eine Folge von gravierendem Übergewicht eingestuft. Doch das ist nicht der Fall. Vom Lipödem sind fast nur Frauen betroffen. Lipödeme treten bevorzugt nach der Pubertät, bei Schwangerschaften sowie in den Wechseljahren auf. Das legt einen Zusammenhang mit hormonellen Schwankungen nahe. Inzwischen gibt es auch Hinweise auf eine genetische Veranlagung für die Bildung von Lipödemen.
Das Lipödem wird in fünf verschiedene Schweregrade unterteilt. Im Schweregrad I tritt eine Vermehrung des Fettgewebes an den Hüften und am Gesäß auf. Diese Phase wird im Volksmund auch als „Reiterhosenphänomen“ bezeichnet. In der zweiten Phase weitet sich das Lipödem bis zu den Kniegelenken aus, wobei sich auch an der Innenseite Fettlappen bilden. Beim Schweregrad III sind die Fettanlagerungen bis hin zu den Knöcheln sichtbar. Im Stadium IV sind auch die Arme bis zu den Handgelenken von den Gewebsanlagerungen betroffen. Von einem Lipödem der Stufe V spricht der Mediziner, wenn sich auch am Fußrücken und am Handrücken Gewebsanlagerungen zeigen.
Im ersten Stadium bewirkt das Lipödem feinknotige Veränderungen der Oberfläche der Haut, die im Volksmund „Orangenhaut“ genannt werden. Im zweiten Stadium tritt das „Matratzenphänomen“ auf. Dabei bilden sich grobe Knoten und es zeigen sich größere Dellen in den betroffenen Arealen. Im Stadium 3 kommt er beim Lipödem zur Bildung größerer Hautwülste und Hautlappen, die mit einer deutlich sichtbaren Deformierung des Körpers einhergehen.
Zu den Symptomen beim Lipödem gehören schwammartige Schwellungen, die üblicherweise auf beiden Körperseiten symmetrisch auftreten. In den betroffenen Arealen steigt die Schmerzempfindlichkeit gegenüber Druck und Berührungen. Selbst bei geringen mechanischen Beanspruchungen bilden sich Hämatome. Außerdem sind die Bereiche mit einem Lipödem sehr kälteempfindlich und durch Defizite bei der Durchblutung blasser als die davon nicht befallenen Bereiche.
Zeigen Kompressionstherapien, eine Gewichtsreduzierung und eine Lymphdrainage keine oder nur geringe Erfolge, sollten sich die Patienten an einen Schönheitschirurgen wenden. Er kann die sichtbaren Deformierungen des Körpers mit einer gezielten Fettabsaugung (auch Liposuktion genannt) beseitigen. Allerdings sollte die Liposuktion in diesem Fall nur von einem Schönheitschirurgen durchgeführt werden, der sich mit der Lage der Lymphgefäße bestens auskennt. Außerdem kann ein Schönheitschirurg die durch ein Lipödem verursachten Haut- und Bindegewebsüberschüsse im Rahmen einer Bauchstraffung, Beinstraffung oder Armstraffung entfernen. Diese korrigierenden Operationen können gleich mit der Fettabsaugung kombiniert und bei Bedarf auch wiederholt werden.
Da es sich um eine medizinisch indizierte Korrektur handelt, kann bei den Krankenkassen ein Antrag auf die Kostenübernahme im Wege der Einzelfallentscheidung gestellt werden. Ob dieser genehmigt wird, hängt von den durch das Lipödem verursachten psychischen Belastungen ab. Da in den durch das Lipödem verursachten und oftmals schwer zugänglichen Hautfalten ein permanentes Entzündungsrisiko besteht, sind die Chancen auf eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen vor allem bei einem vorangeschrittenen Lipödem gut.
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